Agile for Teams – Wie Sie agile Teams im Industrieumfeld befähigen

Agile for Teams – Wie Sie agile Teams im Industrieumfeld befähigen

Inhaltsverzeichnis

Warum agile Teams die Umsetzung beschleunigen und welche Grundlagen Sie über agile Teams wissen sollten

Wenn wir über agile Teams und agile Vorgehensweisen sprechen, kursieren viele Mythen und Missverständnisse. Einige glauben, dass die agile Vorgehensweise nur für Softwareentwicklungsteams geeignet ist oder dass es zu schwierig ist, sie in einer industriellen Umgebung einzuführen. Nichts von beidem ist wahr! Tatsächlich kann agiles Arbeiten eine großartige Möglichkeit sein, Ihr Team zu stärken und dem Team zu helfen, effektiver zu arbeiten. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Agile for Teams auch in einem industriellen Umfeld beginnen und erste Ergebnisse erzielen können.

Vor allem gehe ich darauf ein, wie Sie ein sich selbst organisierendes Team entwickeln, das motiviert ist und für seinen eigenen Erfolg verantwortlich ist.

Sind Sie bereit? Dann fangen wir an!

Was sind Agile Teams bzw. Agile for Teams und was bedeutet es überhaupt?

Zunächst einmal müssen wir mit einigen weit verbreiteten Missverständnissen über agile Teams und den Begriff selbst aufräumen. Manche denken, dass agil bedeutet, auf der Couch einzuschlafen und eine zufällige Aufgabe aus dem Hut zu ziehen, um sie zu erledigen. Andere glauben, dass der Begriff nur für die Softwareentwicklung gilt und für jede andere Art von Team zu schwierig ist. Ja, anfangs wurde Agile for Teams eingesetzt, um Softwareteams zu helfen, ihre Produktivität zu verbessern, aber jetzt hat es sich auch in anderen Branchen verbreitet.

Agile Teammitglieder sind also nicht nur Entwickler, die an Softwareprodukten arbeiten. Agile Projektmanager sind ein Beispiel für das breite Spektrum an Berufen, in denen heutzutage agile Ansätze zum Einsatz kommen. Ihr könnt ja selbst auf Stepstone nachschauen, wie viele vakante gute Stellen es dazu im Moment gibt.

Wir haben alle schon von der agilen Haltung und Umsetzung von Spotify gehört – das Unternehmen entwickelt zwar keine eigenen Produkte, wendet aber im gesamten Unternehmen agile Methoden, Techniken und Prinzipien an.

Das Spotify Modell – Teil 1

Was also macht ein Team “agil”? Beginnen wir mit der Definition

“Agile Entwicklung ist eine Reihe von Prinzipien und Werten, die sich auf Flexibilität, Zusammenarbeit und Prioritätensetzung konzentrieren.”

Wenn wir über agile Teams im Industrieumfeld sprechen, meinen wir eine Gruppe von Menschen, die selbstorganisiert zusammenarbeiten, um Ziele zu erreichen. In der Regel ist das Team funktionsübergreifend und setzt sich aus Personen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammen, z. B. jemandem, der strukturiert Probleme lösen kann, technische Lösungen entwickeln kann, Nachforschungen über Zielkunden anstellen kann usw. Als ein Team von selbstorganisierten Individuen sind agile Teams in der Lage, schnelle und effektive Lösungen zu finden. Sie tun dies, indem sie Probleme selbst beseitigen, auf Augenhöhe miteinander arbeiten und sich nicht von den Entscheidungen oder der Autorität eines Einzelnen abschrecken lassen. 

Das bedeutet, dass agile Teams unabhängiger arbeiten und ihre Kunden oder Stakeholder besser kennen. Daher sind sie in der Lage, Lösungen für Probleme schnell anzupassen. Die Teammitglieder arbeiten also alle gleichrangig zusammen und finden Wege, um jede Herausforderung schnell zu bewältigen – auch neue Herausforderungen, die durch sich schnell verändernde Rahmenbedingungen oder sich wandelnde Kundenbedürfnisse entstehen!

Warum wir nicht TEILEN, sondern VERBINDEN sollten. Klassisch vs. agil

Agile for teams
Agile Teams – Verbindungen stärken und nicht Trennung herbeiführen

Oft wird eine Unterteilung zwischen “klassischer” Vorgehensweise und “Agiler” Vorgehensweise beschrieben. Für einen Vergleich ist es hilfreiche zu verstehen wo die Unterschiede liegen, welche Prinzipien und welche Arbeitslogik verfolgt wird. Oft wird meiner Meinung nach aber eine “was ist besser” Diskussion angestoßen. Das kenne ich auch schon seit Jahren, bzw. ich muss schon fast sagen seit Jahrzehnten, im Bereich des Verbesserungsmanagements und der Prozessoptimierung.

Es gibt da die Hardcore Anhänger aus der Lean Management Ecke, die TPM Veteranen, dann die Six Sigma Fraktion, die KVP Jünger, die Holocracy Botschafter, die Scrum Sprinter und viele andere gute Ansätze und Ideen. Es wird in den meisten Fällen versucht eine dominierende Ausrichtung zu “verkaufen und zu verteidigen”. Das finde ich persönlich sehr anstrengen, denn aus meiner Überzeugung sind in allen Ansätzen gute BEST PRACTICE Vorgehensweisen verborgen, die verbunden & gemeinsam und nicht geteilt & aufgesplittet viel mehr bringen. Deshalb unterteile ich in diesem Artikel auch nicht in KLASSISCH und AGIL – dazu gibt es schon sehr viele Abbildungen und Vergleiche im Netz.

Lasst uns also wirksame Formate finden und das Verbindende suchen, anstatt eine Spaltung herbeizuführen.

Nach welchen agilen Prinzipien handeln agile Teams?

Agile for teams
Agile Teams – bewährte Prinzipien für Agile for Teams

Es werden oft unterschiedliche agile Prinzipien beschrieben. Ich diesem Artikel gehe ich nur auf die relevanten Prinzipien von agilen Teams im Industrieumfeld ein, die aus meiner Sicht relevant sind.

6 Prinzipien für Agile for Teams im Industrieumfeld

Prinzip 1 – Selbstorganisation vor Einflussnahme

Arbeitet selbstorganisiert! Das habe ich schon oft gehört und da muss ich dann immer etwas schmunzeln. Es ist dann manchmal so wie „sei kreativ – und am besten JETZT“. Selbstorganisation vor Einflussnahme bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Teams befähigt werden sollen und manchmal wirklich MÜSSEN, selbstorganisiert zu arbeiten, anstatt auf die Entscheidungen und Vorgaben der Führungskräfte oder des Managements zu warten. Selbstorganisation sollte zu Beginn begleitet werden, damit das Team Vertrauen in die „Verantwortungsübergabe“ gewinnt und wirklich versteht, was es bedeutet selbstverantwortlich Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen und alles Mögliche zu tun, um eine Erfolgsgeschichte zu schreiben ohne ständig um Erlaubnis zu fragen und die Probleme und Hindernisse „nach oben“ zu delegieren. Ein gutes selbstorganisiertes Team kann alle Aufgaben, Hindernisse, Entscheidungen und Probleme selbst umsetzen bzw. lösen. Eine Einflussnahem von „übergeordneter Stelle“ ist nicht notwendig.

Prinzip 2 – Mehrwerte liefern vor Pläne entwerfen

An dieser Stelle sage ich den Teams immer – das ist der Turbo in der Umsetzung! Mehrwerte liefern als oberstes Prinzip der gelebten Leistungsstrategie. Dabei ist der primäre Fokus auf die permanente Lieferung von echten Mehrwerten gerichtet. Es bedeutet dann, auch mit den ersten Annahmen, Ideen und Ansätzen in die Umsetzung zu gehen, mit dem Ziel schnelles Feedback und eine schnelle Rückkoppelung zu erhalten, um permanent Mehrwerte zu liefern. Dieses Prinzip zu leben, erfordert etwas Übung, denn oft fällt es vielen schwer den Mehrwert zu ermitteln bzw. die richtige Sichtwiese einzunehmen. Eine meiner „JOKER“ Fragen bzw. Anregungen für die Teams ist die folgende:
Würde ein externer Kunde dafür bezahlen, was Ihr diese Woche im Team erarbeitet, erstellt, durchführt oder entwickelt habt?

Einen Mehrwert zu liefern ist also nicht nur einen Plan zu entwickeln, eine Analyse durchzuführen oder schöne Schulungsfolien zu entwerfen, sondern es ist viel mehr als das. Es muss danach signifikant besser sein als vorher! Das ist der Unterschied zwischen „BESCHÄFTIGT SEIN“ und „WIRKSAM SEIN“.

Natürlich könnte das auch ein Mehrwert sein, wenn genau diese Leistungen angefragt werden 😉

Hier findet Ihr noch eine kurze Erklärung dazu 👉 BESCHÄFTIGT SEIN VS. WIRKSAM SEIN

Prinzip 3 – Transparenz & Offenheit vor Geheimhaltung & Rückzug

In vielen Unternehmen ist es leider so, dass Geheimhaltung – also nicht wirklich alles so beschreiben wie es wirklich ist, sondern etwas besser – stärker ausgeprägt wird je höher das Organigramm erklommen wird.  Interessant finde ich auch die Sendung „UNDERCOVER BOSS“, wo sich i.d.R. Geschäftsführer „undercover“ ins eigene Unternehmen begeben und sich dann wundern wie die Realität wirklich aussieht. In so einem Umfeld ist es dann nicht ganz so einfach das Prinzip von Transparenz & Offenheit zu leben, denn es könnte ja dazu führen, dass der große Teppich (unter dem alles verschwunden ist) doch bestimmte Sachen zugedeckt hat, die da wohl bleiben sollten.

Jim Collins, der den Weltbestseller „From Good To Great” bzw. „Der Weg zu den Besten“ geschrieben hat, ist auf dieses Prinzip auch schon eingegangen. Er hat es – „der Realität ist Auge schauen“ genannt. Es ist eins der wesentlichen Prinzipien, welches herausragende Unternehmen von guten Unternehmen unterscheidet.

Das Prinzip soll dabei helfen alles besprechen zu können und offen mit Unzufriedenheit umzugehen. Nur dann sind eine nachhaltige Veränderung und Verbesserung gemeinsam möglich.

Prinzip 4 – Könnerschaft vor Titel

Wenn wir im privaten Umfeld etwas unternehmen oder z.B. etwas am Haus modernisieren, dann lassen wir uns dort von jemandem anleiten und beraten, der auf diesem Gebiet eine Könnerschaft hat, oder? Im Unternehmen sollten wir dieses Prinzip identisch anwenden. Wenn wir also „Könnerschaft vor Titel“ leben wollen, übertragen wir z.B. Entscheidungskompetenzen an jene Personen, die in bestimmten Bereichen viel besser sind als die anderen – also eine echte Könnerschaft haben.

Oft fällt es vielen Führungskräften schwer, genau diese „Macht“ abzugeben und eine beratende Rolle einzunehmen. Es wird dann nicht mehr entschieden per Titel bzw. Stellung im Organigramm, sondern die Person mit den besten Kompetenzen in diesem Bereich trifft die Entscheidung. Damit so etwas gut funktionieren kann, sind andere Entscheidungsformate notwendig. Im Downloadbereich findet Ihr eine Kurzschulung für „Agile Entscheidungstechniken“, um diese Kompetenzen zu verbessern.

Prinzip 5 – schnelle Verbesserung vor großer Innovation

Ist es gut genug, um es auszuprobieren und entsteht dadurch kein signifikantes Risiko oder ein Schaden für das Unternehmen? Das ist die Fragen für schnelle und kleinere Verbesserungen, anstatt auf die großen Innovationen zu warten und wertvolle Zeit zu verlieren. Dabei erinnere ich mich immer an das Zitat von Henry Ford, der gesagt hat: „Nicht mit Erfindungen, sondern mit Verbesserungen macht man sein Vermögen“. Das soll nicht bedeuten, dass Innovationen schlecht sind, ganz im Gegenteil. Innovationen sind wichtig für die sprunghafte Weiterentwicklung.

Es bedeutet in diesem Kontext einfach – gehe lieber 100 kleine Schritte, anstatt auf den einen großen zu warten. Was können die Teams also diese Woche bzw. diesen Monat verbessern und wie viel Verbesserung ist ausreichend? Eine 100% perfekte Lösung ist oft wirtschaftlich nicht sinnvoll und wir kommen mit einer 80% Lösung auch ans Ziel. Das Prinzip des „Target Costing“ kann dann manchmal helfen, die oft beobachtete „Overengineerin“ Mentalität aufzulösen.

Prinzip 6 – Praxisnutzen vor Theorie

Wir können uns Bücher kaufen und uns mit Studien bestimmt viele Monate beschäftigen und dann als Botschafter bestimmter Thesen das Land bereisen. Oft bringen „By the Book“ Kochrezepte viele Probleme mit sich, denn selbst in einem Unternehmen gibt es viele gute praxiserprobte ABER UNTERSCHIEDLICHE Wege etwas zu tun. Der Praxisnutzen und die Anwendung im „echten Leben“ darf nicht aus den Augen verloren werden. Es bedeutet sogar, das unterschiedliche Wege in der Umsetzung bestimmter Aufgaben teamabhängig sind. Das „WIE“ kann bei gleichen Aufgabenstellungen von Team zu Team völlig anders ausschauen. Praxisrelevant bedeutet auch immer Zielgruppenorientierung!

Jede Umsetzung, Idee, Anregung und gut gemeinte Lösung sollte hinsichtlich Praxisnutzen bewertet und einer theoretischen Ideallösung vorgezogen werden. Wir wollen Wirksamkeit und das setzt einen hohen Praxisnutzen voraus.

Was sollten Sie noch berücksichtigen, wenn Sie agile Teams in einer industriellen Umgebung aufsetzen wollen?

Agile for teams
Agile Teams – Was sollte auf dieser Expedition berücksichtigt werden?

Haltung und Werte – Welche Haltung dafür hilfreich ist

Selbstorganisation ist ein Teil der agilen Haltung. In einem agilen Team wissen die Einzelnen, wie sie Entscheidungen treffen und die Verantwortung dafür übernehmen können. Die Teammitglieder helfen sich gegenseitig bei der Lösung von Problemen, anstatt nach einem Verantwortlichen zu suchen, der sich “darum kümmern kann”.

In einem agilen Team gibt es keine strengen Regeln über die Art und Weise wie man zusammenarbeitet. Agile Teams sind flexibler und eignen sich besser für eine dynamische Umgebung, die sich häufig ändert. Mit anderen Worten: Agile Teams lösen sich von bestimmten Prozessen und Strukturen sowie von den Werkzeugen, die ein Team einsetzt – sofern diese eine effektive Zusammenarbeit einschränken oder behindern würden.

In der Literatur zu diesem Thema finden sich viele weitere Grundsätze von agilen Teams. Es ist eine gute Praxis, sie in einer Team-Charta zu definieren, die hilft, die Prinzipien mit konkreten Aktionen oder Verhaltensweisen zu verbinden.

Die agile Haltung ist für mich persönlich sehr eng mit einer KVP-Haltung verbunden. Denn im Kern gilt der grundlegende Ansatz – wir machen alles besser was uns hilft und suchen immer nach einem besseren Weg für uns! Mach es EINFACH ist ein wichtiges Prinzip.

Ich bin sehr gespannt was da passiert und welche Erkenntnisse wir gemeinsam gewinnen. Wir starten sobald wir eine erste Idee haben und wir kein größeres Risiko für das Unternehmen befürchten, aber wir passen unsere Vorgehensweise sofort an, wenn es nicht funktionieren sollte. Wir freuen uns über jedes Feedback und jede andere Sichtweise – so verstehen wir die Unterschiedlichkeiten als Chance und bekommen die Möglichkeit, Situationen aus vielen Blickrichtungen zu sehen. Wir orientieren uns an der Wirksamkeit, nicht an der geleisteten Arbeit und treffen Entscheidungen gemeinsam, im Sinne unserer Ausrichtung und Orientierung. Wir vertrauen auf Könnerschaft und helfen uns gegenseitig, anstatt mit einer Konkurrenzbrille durch das Unternehmen zu laufen“.

So würde ich die Haltung beschrieben, die für den Erfolg von agilen Teams im Industrieumfeld hilfreich ist.

Meine TOP 10 Tipps für eine erfolgreiche Implementierung von Agile for Teams

Agile for teams
Agile Teams – Tipps für die Umsetzung

1. Startphase gut gestalten

Gestalten Sie die Startphase interessant. Setzen Sie dafür gute Formate und Workshops ein, um „erlebbare“ Unterschiede zu vermitteln. Es gibt unterschiedliche Simulationen bzw. „Agile Games“, die Sie einsetzen könnten, um das Thema und die Idee dahinter zu vermitteln. Seien Sie ruhig kreativ dabei und begeistern Sie alle für das Thema “Agile for Teams”!

2. Erste Themen finden

Suchen sie für die Teams gemeinsam nach einem guten Thema für den ersten Versuch. Es lässt sich auch sehr gut bereits in der Startphase erarbeiten. Sie können dazu die abgewandelte Stacey Matrix zur agilen Einstufung nutzen und so recht schnell ein gutes Thema für eine agilen Expedition identifizieren.

3. Teamzusammensetzung berücksichtigen

Es gibt keine ideale Teamzusammensetzung für den Start. Was aber hilfreich sein könnte, sind Personen, die eine breite Akzeptanz im Unternehmen haben, offen sind für neue Themen und natürlich auch verstehen, dass sie als Team funktionieren müssen und keine Elite-Einzelkämpfer gesucht werden. Abhängig vom Thema sind natürlich auch Personen relevant, die zu diesen Themen auch eine wichtige Rolle haben und im Kernteam als Mitspieler benötigt werden.

4. Coaching nicht vergessen

Zumindest für die Startphase hat es sich bewährt, das ganze Team zu unterstützen und eine Art „Coaching“ für das Team aufzusetzen. Oft ergeben sich in der Umsetzung viele Fragen oder Unsicherheiten, die in einem Coaching sehr gut prozessiert werden können und das Team dadurch die Sicherheit erhält, an diesem Thema zu arbeiten und sich dafür einzusetzen.

5. Board zur Steuerung & Visualisierung

Ein ganz wichtiger Punkt, um die Arbeit zu visualisieren. Sie kennen bestimmt ein Kanban-Board mit den Spalten „geplant, in Arbeit und erledigt“. Das wäre die Mindestanforderung an so ein Teamboard für den Start. Wichtig dabei ist jedoch auch die Priorisierung der Aufgaben aus Sicht der Kunden zu berücksichtigen, damit sichergestellt wird, dass im Team immer nach dem Prinzip „Wir liefern permanent Mehrwerte für unsere Kunden“ gearbeitet wird.

6. Lernstunde als neues Format

Damit ist eine gezielte „Weiterentwicklungszeit“ für das Team gemeint. Es lässt sich in der Praxis gut mit dem Coaching verbinden. Es hat aber den Fokus auf der Erprobung von neuen Methoden, Ansätzen, Ideen, Tools und der gezielten „Lernzeit“ für das Team. So stellen Sie sicher, dass eine Kompetenzerweiterung innerhalb des Teams einen wichtigen Stellenwert erhält.

7. Zeit & Ressourcen klären

Eine Frage, die ich oft gestellt bekomme ist – “Wie viel Zeit müssen wir investieren?“. Eine Antwort lautet dann: „Wenn Sie die Aufgaben, das Projekt oder die Idee nicht agil umsetzen würde, wie viel Zeit würden Sie dann investieren?“ und dann ist die einfache Antwort – „ja dann investieren Sie genauso viel“. Eine zweite Antwort bedarf einer kleinen Erklärung. Wenn Sie sich noch zurück erinnern, an die Zeit bevor Sie Ihren Führerschein hatten und sehr aufgeregt waren, wann es endlich so weit sein wird, das eigene Auto zu fahren, Freunde zu besuchen und mal selbst im Sommer einen Ausflug an den See zu unternehmen. Und wenn Sie jetzt nur 1h pro Woche etwas dafür getan hätten, wie lange würde es dauern, bis Sie fertig wären? Mit der Agilen Vorgehensweise ist es fast so wie mit dem Führerschein. Sie können ganz wenig dafür machen und es dauert sehr lange bis Sie endlich mal „agil fahren“, oder Sie erhöhen die Wiederholungen und die Intensität und sind schneller am Ziel.

Meine Empfehlung ist an dieser Stelle

Mindestens einen halben Tag pro Woche – besser noch 1 ganzen Tag pro Woche für die agile Umsetzung und die damit verbundene Teamentwicklung zu investieren.

8. Budget überlegen

Wollen Sie zusätzlich das Team unterstützen, diesen Weg selbstorganisiert zu gehen, dann überlassen Sie dem Team ein fixes Startbudget. Ich empfehle das Budget für „notwendige externe Unterstützung“ ohne weiter Vorgaben vorzusehen. So kann das Team selbst entscheiden, wann und wofür es eingesetzt werden soll. Das Team kann dann ganz nach Bedarf Unterstützung anfordern, sich mit bestimmten Themen beschäftigen und z.B. auch einen Inhouse Workshop mit externer Unterstützung durchführen. Warum muss das immer die Aufgabe der Führungskräfte sein? Lasen Sie das Team entscheiden – Sie werden garantiert positiv überrascht sein und begeistert zugleich.

Wie können Sie einfach die Höhe des Budgets definieren?

Vergeben Sie ein Budget pro Teammitglied. Wie viel Weiterentwicklungsbudget pro Teammitglied würden Sie investieren? So kommen Sie recht schnell und einfach zu einer ersten Idee dazu.

9. Kommunikation nicht vergessen

Sorgen Sie für eine gute und regelmäßige Kommunikation von Anfang an. Nichts ist schlimmer, wenn durch eine fehlende Kommunikation und Aufklärung, unterschiedliche Gerüchte entstehen. Planen Sie z.B. „FAQ“ Runden ein, um interessierten Personen die Möglichkeit zu geben sich zu erkundigen, berichten Sie offen über Erfolge und Hindernisse, aber auch über Punkte, die nicht geklappt haben. Leben Sie eine offene Kommunikation und sorgen Sie für Transparenz.

10. Digitale Formate nutzen

Beschäftigen Sie sich mit digitalen Formaten und Möglichkeiten der Kollaboration. Mittlerweile gibt es für alle Ideen die Sie haben, sehr gute und einfache digitale Lösungen. Wollen Sie täglich relevante Feedbacks z.B. zur Zufriedenheit der Mitarbeiter erhalten, dann setzen Sie digitale Umfragen ein. Möchten Sie kreative Lösungen mit vielen Personen gleichzeitig erarbeiten, bieten sich virtuelle Whiteboards an. Beschäftigen Sie sich also auch mit den „modernen“ Arbeitsformaten und befähigen Sie das Team!

Systemrelevante Rollen in der Startphase von Agile for Teams

Damit die Startphase ein voller Erfolg wird, haben sich einige Rollen bewährt und sollten deshalb kurz erwähnt werden.

Auftraggeber & Promoter

Jemand aus dem TOP Management, der dieses Thema gerne ausprobieren oder es einführen möchte. Diese Person sollte die Rückendeckung im Management sein und auf oberster Ebene die Umsetzung betreuen, begleiten und agile Teams wirklich einführen wollen.

Sparringspartner & Trainer

Diese Rolle sorgt für die Weiterentwicklung des Teams, hilft dem Team die Prinzipien und die Ansätze zu erlernen und unterstützt das Team in der Vorgehensweise. Sollte es eine externe Rolle sein, sollten Sie den Auftrag so formulieren, dass eine schnelle Entwicklung des Teams das Ziel ist und nicht ein lebenslanger Auftrag verkauft wird. Menschen entwickeln, die Menschen entwickeln. Sorgen Sie mittelfristig für interne Multiplikatoren.

Coach & Weiterentwickler im Team

Im Team ist es sinnvoll eine Rolle zu definieren, die sich um die Weiterentwicklung des Teams kümmert. Welche Kompetenzen brauchen wir und welche müssen wir noch entwickeln? Welche Stärken habe wir im Team? Wer kann was am besten? Wo haben wir noch einen blinden Fleck, den wir schließen müssen? Wie verbessern wir uns als Team und was ist uns in der Zusammenarbeit wichtig? Wer sorgt für die permanente Weiterentwicklung des Teams? Das ist dieser Job. Es sind oft die Agile Coaches, die Scrum Master oder die internen Teamentwickler.

Digi-Master & Kollaborationsexperte

Diese Rolle sorgt für die passenden Formate in der digitalen Welt und sucht nach wirksamen Ansätzen, um die beste Nutzererfahrung und die besten Workshop-, Schulungs-, Kommunikations- und Dokumentationslösungen anzubieten. Es ist eine Rolle, die zukünftige Arbeitsformate auf Praxisrelevanz prüft und diese dann bestmöglich ins Team und dann auch ins Unternehmen bringt.

Mehrwert & Nutzen Sammler

Diese Rolle sorgt für Klarheit, Transparenz und Priorisierung aller Aufgaben, indem immer die Sicht der Kunden und der potenziellen Stakeholder eingenommen wird. In dieser Rolle ist es wichtig den echten Mehrwert herauszuarbeiten und die Priorisierung der Aufgaben auf Wirksamkeit zu überprüfen bzw. auszulegen.  

Agile for Teams – Der Unterschied zwischen doing agile und being agile!

Iceberg_Agility
Iceberg of Agility – Agile Teams nachhaltig aufbauen

Wir sollten in diesem Zusammenhang auch den kleinen, aber feinen Unterschied zwischen “DOING AGILE” und “BEING AGILE” kennen. Viele glauben, dass sie in ihrem Unternehmen “agil arbeiten” und darüber hinaus auch “agil sind”, während sie in Wirklichkeit nur vielfach sehr gute und erprobte Methoden und Vorgehensweisen punktuell einsetzen. Aber sie leben es nicht so sehr! Mit “agil arbeiten” ist zum Beispiel gemeint, dass eine Organisation einige agile Praktiken eingeführt hat oder bestimmte agile Werkzeuge verwendet. Das ist sicherlich ein guter erster Schritt, aber wenn sich die Kultur und die Werte nicht ausreichend in der täglichen Arbeit widerspiegeln, dann kann es passieren, dass Prozesse mit der Zeit “anstrengend” und unflexibel werden und die komplette Initiative einschläft.

Es ist so, als wenn Sie etwas machen müssten und davon noch nicht überzeugt sind. Am Anfang ist es vielleicht interessant, da es etwas NEUES ist, aber mit der Zeit verlieren Sie die Lust, wenn das Gesamtsystem und Ihre Kollegen ggf. noch ganz anders “ticken”. Wenn es bei Ihnen üblich ist, immer konkrete Pläne, Meilensteine, Ressourcenplanungen usw. zu erstellen, um eine Scheinsicherheit zu erhalten, dann wird es Ihnen sicherlich schwer fallen, eine agile Haltung der Neugierde und “Lasst es uns mal austesten” durchzustehen. Das Gesamtsystem wird Sie dann oft dazu zwingen, wieder Pläne zu erstellen, anstatt in kleinen Schritten etwas Neues zu erforschen.

Agil sein hingegen bedeutet, dass Sie zum Beispiel in der Lage sind, Ihre eigenen Aktivitäten und Ihr Verhalten auf agile Weise zu reflektieren. Das bedeutet, dass Sie für Ihr eigenes Handeln verantwortlich sind und Probleme selbst lösen, anstatt zu erwarten, dass sich jemand anderes darum kümmert. Es bedeutet auch, dass Sie uneingeschränkt das Feedback Ihrer Kunden (intern als auch extern) nutzen, um die eigene Leistung auf den Prüfstand zu stellen, anstatt von Ihrer Performance überzeugt sind, weil Sie eine gute Beurteilung vom Vorgesetzten erhalten. Es bedeutet auch, dass Sie kleine und schnell umsetzbare “aktuell gut genug” Lösungen, den großen und nahezu perfekten Lösungen vorziehen. In einem Land der Dichter und Denker manchmal nicht ganz so einfach 😉

Und ganz besonders wenn Sie Führungskraft sind, dann lassen Sie nicht nur die Teams an einer agilen Schulung teilnehmen, sondern dann sind Sie der Coach, der Mentor und der Unterstützer. Sie lernen mit dem Team, helfen bei allen Belangen – auch dann, wenn Sie nicht alle Antworten kennen. Sie verteidigen und schützen das Team und ermöglichen die Entfaltung des Teams und der Kompetenzen und übergeben die Verantwortung für bestimmte Entscheidungen an die Teammitglieder. Sie leben das Prinzip “Könnerschaft vor Titel” und verstehen sich als Uhrmacher und nicht als Zeitansager.

Und wenn dann alle agilen Ansätze, Ideen, Vorgehensweisen, Praktiken, Methoden ihr aktuelles Tagesgeschäft sind, dann sind Sie an dem Punkt angekommen, wo wir gemeinsam sagen würden “BEING AGILE” oder “Wir sind aus Überzeugung agil”.

Folgendes können wir also bei Agile for Teams festhalten!

Agile Teams - Fazit
Agile Teams – Fazit

Einer der wichtigsten Aspekte, die Sie bei der Zusammenstellung Ihres Teams berücksichtigen sollten, ist die Frage, ob das Team als agile, sich selbst organisierende Einheit zusammenarbeiten kann oder nicht. Agile Teams haben viel mit dem gemeinsam, was wir in der Natur sehen – sie passen sich schnell an und verändern sich, ohne dass es Hilfe von außen braucht. Das macht sie stark, flexibel und kreativ bei der Lösung von Problemen, für die andere Teams viel länger brauchen würden. Wenn Sie nach einem Weg suchen, ein stärkeres Unternehmen aufzubauen, in dem sich die Mitarbeiter durch ihre Fähigkeiten und Verantwortlichkeiten gestärkt fühlen, dann ist es vielleicht an der Zeit, dass Sie darüber nachdenken, wie Ihr Unternehmen von dieser agilen Haltung und dieser Vorgehensweise profitieren kann.

Agilität ist also der Schlüssel zum Erfolg in der heutigen Geschäftswelt. Sie müssen in der Lage sein, sich schnell anzupassen und zu verändern, um mit Ihren Marktbegleitern mithalten zu können. Hier kommen agile Teams ins Spiel. Sie sind selbstorganisiert und setzen sich aus Personen zusammen, die über alle fachlichen und sozialen Fähigkeiten verfügen, die sie brauchen, um ihre Arbeit zu erledigen. Dadurch können sie flexibel, kreativ und produktiv sein, wenn es darum geht, komplexe Aufgaben zu erledigen. Wenn Sie also ein Team entwickeln wollen, das Ihren Marktbegleitern immer einen Schritt voraus ist, dann sollten Sie mit einem agilen Team beginnen. Und wenn Sie nicht sicher sind, wie Sie starten könnne, kann ich Ihnen helfen!

Also, worauf warten Sie noch?

Setzen Sie sich mit mir in Verbindung und wir beginnen diese Expedition bei Ihnen vor Ort.

Die Vorteile von agilem Vorgehen für Teams in einem industriellen Umfeld sind enorm und können auf jede Teamgröße und jede Umgebung zugeschnitten werden. Es ist an der Zeit, mit den Mythen und Missverständnissen über agile Ansätze & Vorgehensweisen aufzuräumen und die Vorteile für Ihr eigenes Team zu nutzen.

Ich würden Sie gerne auf dieser Entdeckungsreise zur Stärkung Ihres Teams begleiten und Ihnen zeigen, wie einfach und vorteilhaft dieser Ansatz sein könnte!

Haben Sie bereits selbst damit begonnen?

Dann teilen Sie uns Ihre Tipps und Herausforderungen in den Kommentaren unten mit.

Und wenn Sie sich vielleicht noch für das Thema TEAM & FÜHRUNG interessieren, dann lesen Sie sich auch die anderen sehr interessanten Artikel dazu durch. Viel Spaß dabei.

Tags: No tags
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments