Explore-Exploit-Retrospektive
Kurzbeschreibung & Zweck:
Die Explore-Exploit-Retrospektive ist ein Reflexionsformat für agile Teams. Sie trennt bewusst zwei Perspektiven: Explore für neue Ideen und Experimente, Exploit für das Ausschöpfen vorhandener Stärken und Effizienzpotenziale. Dadurch entsteht ein ausgewogenes Bild: Was soll bewahrt und verbessert werden – und wo lohnt es sich, Neues auszuprobieren? Ziel ist es, sowohl heutige Wertschöpfung zu sichern als auch Raum für Innovation zu schaffen.
Ereignisse
Dimensionen
Aufwand
Kompetenz
Dauer
Rahmenbedingungen & Vorbereitung Explore-Exploit-Retrospektive
Du brauchst dafür: Ein interdisziplinäres Team, 60–90 Minuten Zeit, ein Whiteboard (physisch oder digital), Sticky Notes in zwei Farben und eine moderierende Person, die für Struktur und gleichberechtigte Beteiligung sorgt.
Vorbereitung: Sammelt vorab relevante Daten wie Sprint-Ergebnisse, OKR-Fortschritte oder Kundenfeedback. Richtet zwei Spalten „Explore“ und „Exploit“ ein und einigt euch auf ein gemeinsames Ziel, z. B. die Balance zwischen Stabilität und Innovation.
Wofür gut geeignet?
Die Explore-Exploit-Retrospektive eignet sich für Teams, die zwischen Innovationsdrang und Umsetzungsdruck stehen – zum Beispiel während einer digitalen Transformation, beim Ausbau von Produktportfolios oder in der Skalierung von MVPs (erste funktionsfähige Produktversionen).
Besonders nützlich ist die Retro, wenn Entscheidungen sichtbar gemacht werden sollen: Welche Ideen verdienen Experimente und welche Bereiche profitieren stärker von Prozessverbesserungen? So hilft sie, Ressourcen klar zu priorisieren und beides zu balancieren – Innovation für morgen und Effizienz für heute.
Fragen und Antworten
Bei normalen Retrospektiven gibt es in der Regel offene Kategorien – hier werden Themen klar nach Innovation (Explore) und Effizienz (Exploit) geordnet.
Exploit-Explorationsaufgaben beschreiben die Balance zwischen dem Ausschöpfen bestehender Stärken („Exploit“) und dem Erforschen neuer Möglichkeiten („Explore“). Teams entscheiden bewusst, ob sie bestehende Prozesse effizienter machen oder Neues ausprobieren, um Innovation voranzutreiben.
„Explore“ steht für Neuland: neue Ideen, Experimente und radikale Verbesserungen. „Exploit“ bedeutet dagegen, das Bestehende zu verfeinern und stabil zu halten. Erfolgreiche Organisationen kombinieren beides – das nennt man auch ambidexteres Management.
Ja. Beliebt ist die Kombination mit Lean Coffee für die Vertiefung einzelner Karten oder mit der 4L-Retrospektive, um zusätzlich Learnings, Likes, Lacks und Longings zu reflektieren.
Wie kannst Du es nutzen?
Schritt 1:
Einstieg & Fokus setzen
Erkläre kurz die Explore-/Exploit-Logik, den Ablauf und die Zeitrahmen. Bitte alle, zwei Erfolge und zwei Herausforderungen aus dem letzten Sprint zu notieren. So entsteht ein gemeinsamer Startpunkt und ein sicherer Rahmen für die Diskussion.
Schritt 2:
Explore sammeln
Leite eine Stillarbeitsphase ein: Alle schreiben Ideen, Chancen und Experimente auf und heften sie in die Spalte „Explore“. Erinnere daran, dass Quantität wichtiger ist als Perfektion – auch mutige, ungewöhnliche Ideen sind erwünscht.
Dazu könntest du z.B. an dieser Stelle Ansätze vom Lean Coffee nutzen um explorative Diskussionen zu strukturieren.
Schritt 3:
Exploit sammeln
Wechsle dann zur Spalte „Exploit“. Teilnehmende notieren Verbesserungen, Effizienzhebel oder Risikoreduzierungen. Achte darauf, dass pro Zettel nur eine Aktion steht, damit Klarheit entsteht.
Schritt 4:
Priorisieren
Lass das Team per Dot-Voting die wichtigsten Themen in beiden Spalten wählen. Diskutiere kurz, welche Maßnahmen den größten Nutzen bei vertretbarem Aufwand bringen. Halte die Top-3 Explore- und Top-3 Exploit-Punkte fest. Dazu kannst du sehr gut ein Kanban Board nutzen
Schritt 5:
Aktionen & Commitments
Definiert konkrete nächste Schritte: Wer macht was bis wann?
Exploit-Aufgaben wandern direkt ins Sprint-Backlog, Explore-Ideen in einen Experiment-Track oder zu den OKRs. Mit dem GROW-Modell kannst du dann das Ziel- und Fortschrittscoaching nach der Retro planen und durchführen.
Beende die Retro mit einer kurzen Check-out-Runde und legt den nächsten Review-Termin fest.
Die Explore-Exploit-Retrospektive baut auf dem Konzept des Explore-Exploit-Dilemmas aus der Entscheidungs- und Innovationsforschung auf. Dieses beschreibt den Zielkonflikt zwischen dem Ausnutzen bestehender Möglichkeiten und dem Erkunden neuer Optionen. Agile Coaches und Praktiker haben das Konzept in den letzten Jahren auf Retrospektiven übertragen, um Teams zu helfen, beide Seiten bewusst auszubalancieren..







