MEIO Quick Scan
Kurzbeschreibung & Zweck:
Der MEIO-Quick Scan ist eine kompakte Bestandsanalyse über zwei bis vier Tage. MEIO steht für Multi-Echelon Inventory Optimisation und betrachtet Bestände nicht nur je Lager, sondern entlang aller Lagerstufen eines Netzwerks, etwa Werk, Zentrallager und Distributionszentrum. Ziel ist, schnell sichtbar zu machen, wo Kapital gebunden ist, welche Einsparungen realistisch sind und wie Lieferfähigkeit und Servicegrad gleichzeitig gesichert bleiben. Das Ergebnis ist ein belastbarer Business Case als Grundlage für Pilotprojekte oder weitergehende Optimierungen.
Ereignisse
Dimensionen
Aufwand
Kompetenz
Dauer
Rahmenbedingungen & Vorbereitung für MEIO-Quick Scan
Du brauchst dafür: Erforderlich ist ein sauberes Datenset aus ERP oder Warenwirtschaft mit mindestens zwölf Monaten Absatz-, Bestands- und Lieferzeitinformationen. Sinnvoll ist ein kleines, funktionsübergreifendes Kernteam aus Planung, Logistik und Finanzen sowie ein Analyse-Tool oder ein Partner, der MEIO-Berechnungen durchführt. In der Praxis genügen meist zwei bis drei kurze Workshop-Termine, um Annahmen zu prüfen und Ergebnisse gemeinsam zu interpretieren.
Vorbereitung:
Der Scope wird vorab festgelegt – etwa eine Region, Produktgruppe oder bestimmte Artikelnummern.
Dann folgen Zielkennzahlen wie Working Capital, Servicegrad oder Bestandsziel.
Eine kurze Datenqualitätsprüfung stellt sicher, dass Prognosen, Bestände und Lieferzeiten plausibel sind.
Ein kompakter Kick-off-Workshop mit klaren Rollen, Zeitplan und erwarteten Ergebnissen schafft Transparenz – und erleichtert den Übergang in Pilotphasen oder kontinuierliche Verbesserungsinitiativen, etwa im Rahmen des KVP-Prozesses.
Wofür gut geeignet?
Der MEIO-Quick Scan eignet sich, wenn Entscheider in kurzer Zeit eine fundierte, evidenzbasierte Einschätzung benötigen, ob Bestandsoptimierung spürbare Potenziale erschließt. Das ist besonders hilfreich vor größeren Investitionen oder Software-Rollouts. Ebenso nützlich ist er in Due-Diligence-Prüfungen, weil er zeigt, wie sich Bestände nach einer Übernahme harmonisieren lassen und welche Synergien realistisch sind.
Auch nach Expansionen oder beim Aufbau von Omni-Channel-Strukturen unterstützt der Scan, Lagerstufen neu auszubalancieren und Risiken in der Lieferfähigkeit früh zu erkennen. Als regelmäßiger Reality-Check, spätestens alle ein bis zwei Jahre, hilft er zudem, stille Überbestände aufzudecken und das Verhältnis von Servicegrad und Kapitalbindung aktuell zu halten.
Fragen und Antworten
Der Quick Scan nutzt dieselben Rechenprinzipien, arbeitet jedoch mit Stichprobendaten und verändert keine Prozesse. Er liefert innerhalb weniger Tage einen Business Case; eine volle Einführung geht tiefer, stellt Abläufe um und erfordert Projektaufwand.
Es reicht eine solide, nicht perfekte Basis. Prognosen, Bestände und Lieferzeiten sollten plausibel sein. Lücken können vorläufig mit Durchschnittswerten oder Benchmarks ergänzt werden; kritische Felder werden im Scan transparent gemacht.
Bei der Single-Echelon-Optimierung wird jede Lagerstufe isoliert betrachtet, z. B. nur ein Zentrallager oder nur ein Distributionszentrum. Multi-Echelon-Optimierung (MEIO) analysiert dagegen das gesamte Netzwerk gleichzeitig. Dadurch wird sichtbar, wie sich Bestände zwischen Stufen verschieben lassen, um den Gesamtpuffer zu senken, ohne die Lieferfähigkeit zu gefährden.
Häufige Fehler sind unzureichende Datenqualität (falsche Lead Times, unvollständige Bestandszahlen), das Ignorieren von Varianzen (z. B. schwankende Nachschubzeiten), zu große Losgrößen oder die Überfrachtung des Scans mit zu vielen Echelons. Ebenfalls kritisch: Ergebnisse nicht ins Change-Management zu übersetzen – dann bleiben die Potenziale ungenutzt.
Wie kannst Du es nutzen?
Schritt 1:
Netzwerk kartieren
Zu Beginn wird eine einfache Landkarte des Liefernetzwerks erstellt. Sie zeigt alle relevanten Knoten wie Werke, Zentrallager und Distributionszentren sowie die typischen Warenflüsse zwischen ihnen. Ergänzt werden grobe Volumenangaben je Knoten. Diese Visualisierung schafft Transparenz darüber, wo Bestände tatsächlich gebunden sind und welche Pfade für spätere Optimierungen relevant werden.
Schritt 2:
Liefer- und Durchlaufzeiten analysieren
Im zweiten Schritt werden Bestell-, Produktions- und Transportdaten ausgewertet. Neben den Durchschnittszeiten werden Schwankungen betrachtet, denn Varianz ist der Haupttreiber für Sicherheitsbestände. Das Ergebnis ist eine klare Sicht, welche Stufen die größte Unsicherheit verursachen und wo Stabilisierung den größten Effekt auf Bestände hätte.
Ursachenanalyse systematisch aufsetzen: Wertstromanalyse
Schritt 3:
Sicherheitsbestände simulieren
Nun wird pro Standort der theoretisch nötige Puffer ermittelt, um den gewünschten Servicegrad zu halten. Üblich sind etablierte Formeln, die Verbrauch und Schwankungen der Lieferzeiten berücksichtigen. Der Abgleich von Soll-Puffer und Ist-Bestand zeigt Überpuffer und Unterdeckungen. So wird sichtbar, wo Kapital unnötig gebunden ist oder Risiken für Fehlmengen bestehen.
Schritt 4:
Optimierungs-szenarien entwickeln
Anschließend werden Entkopplungspunkte und Bestandsplatzierungen getestet. Szenarien prüfen, ob Bestände näher am Kunden oder weiter vorgelagert sinnvoller sind und wie Umlagerungen die Gesamthöhe beeinflussen. Ziel ist, den Gesamtpuffer zu senken, ohne Servicegrade zu verschlechtern. Das Ergebnis sind priorisierte, realistische Maßnahmenempfehlungen mit Wirkung und Aufwand.
Priorisierung & Treiber: ABC-Analyse · Kostentreiber
Schritt 5:
Dashboard und Roadmap aufsetzen
Zum Abschluss entsteht ein kompaktes Monitoring-Cockpit mit zentralen Kennzahlen wie Bestandswert, Servicegrad und Rückständen. Es definiert Warnschwellen und macht Quick Wins sichtbar. Parallel wird eine Roadmap formuliert, die kurzfristige Maßnahmen, notwendige Piloten und Entscheidungspunkte für Skalierung beschreibt. So wird der Quick-Scan-Befund direkt in umsetzbare Schritte überführt und sichert ein kontinuierliches Nachhalten im KVP
Die Multi-Echelon-Optimierung entstand in den 1990er Jahren in der Logistik- und Operationsforschung. Sie wurde entwickelt, um Bestände nicht isoliert pro Lager, sondern im Zusammenspiel aller Stufen einer Lieferkette zu optimieren. Quick-Scan-Formate wurden später geschaffen, um Unternehmen einen schnellen, risikoarmen Einstieg zu ermöglichen. Sie bieten eine Möglichkeit, Potenziale sichtbar zu machen und die Wirtschaftlichkeit einer umfassenden Einführung fundiert zu prüfen







